Majolika, wenn Verkleidung zur Kunst wird

In Italien bezieht sich der Name Majolika auf die weiß glasierten und verzierten Tonwaren. Der Name leitet sich von der Insel Mallorca ab, die im Mittelalter ein bedeutendes Zentrum der Keramik darstellte. Merkwürdigerweise wird dieses Material im Ausland als „faïence“ bezeichnet. Die Bezeichnung geht in diesem Fall auf die Stadt Faenza zurück, die jahrhundertelang eines der größten Produktionsgebiete von Keramik in ganz Europa war.

 

Der Zweck der Glasur ist es, das ansonsten poröse Material Terrakotta wasserdicht zu machen. Diese Behandlung ermöglicht eine längere Lagerung von Flüssigkeiten und erhöht die Hygiene des Gefäßes selbst. Man unterscheidet zwei Arten von Glasuren: die Zinnglasur und die bleihaltige Lackvariante. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden beide als „Majolika“ bezeichnet, aber nur erstere gilt als Majolika im eigentlichen Sinne; die bleihaltige Variante wird als glasierte Terrakotta bezeichnet und zeichnet sich durch ihre metallischen Reflexe aus.

 

Die Oberfläche eignet sich hervorragend für die Verzierung mit Gravuren und farbigen Figuren. Ursprünglich standen nur wenige Farben zur Verfügung: hauptsächlich Gelb, Braun und Hellgrün. Später kamen dann leuchtende Farben hinzu, die die Majolika in der allgemeinen Vorstellung bis heute kennzeichnen.

 

Ab dem 18. Jahrhundert wurde Majolika als Luxusgut durch das edlere Porzellan ersetzt. Jahrhundertelang wurde die Majolika deshalb für die billigere Produktion von Töpferware verwendet. Die niedrigeren Kosten und die hohe Wetterbeständigkeit haben Majolika zum idealen Material für architektonische Dekorationen und Verkleidungen gemacht.

 

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Aus diesem Grund wird Majolika schon seit Jahrhunderten zur Verschönerung und Imprägnierung von Wänden und Fassaden verwendet. Diesbezüglich empfehlen wir einen Besuch im Majolika-Museum Stanze al Genio. Dieses Museum befindet sich im Palazzo Torre Pirajno aus dem 17. Jahrhundert in Palermo und stellt in seinen neun Sälen fast 5.000 Stücke aus der Zeit vom Ende des 15. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts aus, die hauptsächlich aus der neapolitanischen und sizilianischen Produktion stammen. Stanze al Genio ist ein raffiniertes Museumshaus, das nach vorheriger Terminvereinbarung besichtigt werden kann: In den Hauptsälen befinden sich noch die ursprünglichen Fußböden und Fresken aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert Neben Majolika finden sich hier auch kleinere Sammlungen von antiken Schreibwaren, zeitgenössischer Keramik und modernen Antiquitäten.

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Vom Landhausstil bis zum Jugendstil oder Art Nouveau, vom Bauernhaus bis zum Industrieloft – Majolika erweist sich als vielseitiges und technisch ausgereiftes Material. Architekten und Innenarchitekten wissen die brillanten Farbtöne und den Vintage-Look der Majolika-Fliesen immer mehr zu schätzen. Aufgrund der großen Vielfalt an Stilen und Dekors können sie sowohl in klassischen als auch in zeitgenössischen Settings eingesetzt werden.

 

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Zahlreiche Architekten und Designer haben dieses Material in den letzten Jahren veredelt, von Fliesen bis hin zu Einrichtungsaccessoires. Auch viele Keramik- und Wandfliesenhersteller bieten weiterhin Majolika an und interpretieren sie neu. Unter ihnen auch Francesco de Maio, der in Zusammenarbeit mit dem Van Gogh Museum auf der Messe Cersaie 2022 eine Serie von Majolika-Fliesen vorgestellt hat, die von den Gemälden des berühmten Malers inspiriert sind.

 

 

foto: Stanze al Genio

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